Darjeeling: von Tee und Bergen
Wir schlafen ziemlich gut im Nachtzug und kommen morgens am Bahnhof von Siliguri an. Um nach Darjeeling zu fahren, muss man wieder mal einen der berühmt berüchtigten und überfüllten Jeeps nehmen. Wir lassen uns nicht aus der Ruhe bringen und essen erst einmal lecker Frühstück und dazu Tee an einem kleinen Straßenstand.
Kurz darauf sitzen wir mit ein paar älteren Herren im Sammeltaxi nach Darjeeling als eine Diskussion losgeht. Die Inder und Inderinnen schreien sich an. Scheinbar gibt es ein Problem mit dem Fahrer, der das Geld vor Abfahrt möchte, was die älteren Herren nicht akzeptieren möchten. Man bittet uns auszusteigen. „Der Jeep fährt nirgendwohin“. Wir fragen die Gruppe Herren, wie sie denn nun nach Darjeeling kommen. Kurzerhand nehmen sie uns mit und steigen mit uns im Schlepptau in ein Tuk-Tuk. Ich hätte niemals gedacht, dass in eine Autorikshaw, vier Männer, eine Frau, ein Fahrer und alles Gepäck passen, aber dank indischem Tetris ist alles möglich und wir fahren zu einer anderen Abfahrtstelle, wo man uns in den nächsten Jeep verfrachtet.
Obwohl der Fahrer auch hier das Geld vor Abfahrt möchte, murrt keiner unserer Bekannten. Wir haben da wohl etwas missverstanden?
Los geht’s durch Teeplantagen – die Pflanzen sehen aus wie Riesenbroccoli – durch Militärtrainingslager und dann geht es bergauf. Siliguri liegt nicht gerade hoch und Darjeeling liegt auf 2.000 Metern. Diese Höhenmeter bekommen wir deutlich zu spüren. Gequetscht zwischen den Einheimischen schleudert uns die Geschwindigkeit gegen die Fensterscheibe, wenn der Fahrer in die nächste Kurve brettert.
Mir ist übel, Leos Beine sind eingeschlafen und wir sind völlig fertig als wir am Ziel ankommen. Es ist eisig kalt (12°), das sind wir ja mal überhaupt nicht mehr gewöhnt. Ab da beginnt Leo die Stadt schon etwas weniger zu mögen. Obwohl es in unserem Airbnb warmes Wasser gibt, leiden wir dort jedes Mal und halten es nur unter Decke im Bett aus, weil es keine Heizung gibt.
Wenn man Darjeeling in Reiseblogs sucht, findet man wunderschöne Bilder und von hier aus kann man bei guter Sicht den Mount Everest sehen. Wir haben über die gesamte Zeit Pech und versinken in Nebel und Smog. Keine Aussicht für uns! Damit fallen viele der Aktivitäten, die man hier so unternehmen kann auf Anhieb weg.
Die Stadt ist voller Märkte und Basare und ganz viele indische Touristen kommen hierher. Lokaler Tourismus stört uns generell nicht und wir genießen den Anblick der bunten Jacken und der dicken farbigen Socken mit abgetrenntem großen Zeh, damit man sie auch in Flip Flops tragen kann.
Uns ist eigentlich kontinuierlich kalt, weshalb wir ständig leckeren Tee und Kaffee trinken. Wir betrachten die alten Sommerresidenzen der Engländer und die geleckten Straßen der Stadt.
Wir besuchen außerdem den Zoo, wo man die Tiere des Himalayas aus nächster Nähe sehen kann: Schneeleoparden, Bengal-Tiger und Pumas. Am süßesten finde ich allerdings den kleinen roten Panda.
Hier befindet sich auch ein Trainingscamp für diejenigen, die hohe Bergbesteigungen planen. Von Darjeeling aus kann man nach Sikkim und Nepal reisen und in die Berge gehen.
Wir allerdings belassen es bei Darjeeling und finden für unseren Rückweg eine gute Alternative zum Sammeljeep. Zurück ins Tal nehmen wir den Darjeeling Heritage Train, der sich bis ins Tal schlingelt und dafür einen ganzen Tag braucht. Seit 1881 ist er in Betrieb und gehört zum UNESCO Weltkulturerbe. Wir sitzen gemütlich mit gutem Blick im letzten Waggon und genießen die Landschaft um uns herum. Wie in Alausí in Ecuador bewältigt der alte Zug die Höhenmeter mit der Schwerkraft und fährt im Zigzag nach Siliguri. An vielen Stellen warten Männer in kleinen Häuschen, die die Weichen einmal am Tag umstellen, damit wir weiterfahren können.
Ein entspannter Abschluss also. Wer mal einen Blick ins Himalaya werfen möchte, dem empfehlen wir eher Nepal oder Sikkim (der letzte Zipfel Indiens), denn Darjeeling ist dafür nicht mehr der richtige Ort.