Warum ist New Delhi so riesig?

Wir sind fast ein bisschen melancholisch als wir das letzte Mal in Indien und das letzte Mal für diese Reise in den Zug steigen. Im Doppeldecker geht es zu unserer letzten Station: nach New Delhi! Alle sind noch ziemlich verschlafen und es ist ungewöhnlich leise in unserem Waggon. Ein Mann läuft durch die Gänge und nimmt Frühstücksbestellungen an: es gibt Omelette, Toast und Gemüse.

Wir fahren nach Gurgaon, wo ein guter Freund von mir wohnt, der vor vielen Jahren mal in Mannheim ein Auslandssemester gemacht hat. Bei ihm können wir für unsere letzten Tage wohnen. Gurgaon ist für diejenigen, die es sich nicht leisten können, in New Delhi zu wohnen und für diejenigen, die in einem der vielen Büros hier arbeiten. Prabhav und seine Frau Shireen wohnen in einer geschlossenen Community mit Komplettüberwachung per App, Sicherheitspersonal und hohen Zäunen. Wir müssen mehrfach sagen, wohin genau wir wollen und wer wir sind.

Mit dem Besucheraufzug geht es in die Wohnung im 9. Stock (es gibt noch einen Serviceaufzug für Personal und Elektriker etc.). Die Freude ist groß und wir liegen uns in den Armen! So lange haben wir uns nicht mehr gesehen und endlich mache ich meine Ankündigung wahr, die beiden in Indien besuchen zu kommen.

Wir frühstücken, quatschen und brechen dann in Richtung Stadt auf. Ein Freund von Prabhav hat ein Unternehmen, mit dem er Touren für Reisende in mehreren Städten in Indien anbietet. Er kommt mit und wir besuchen die erste Universität Delhis. Natürlich müssen wir erst über riesige Autobahnen fahren, uns durch Staus schlängeln und einen Parkplatz finden: Autofahren in dieser Stadt? Nein danke!

Warum ist New Delhi so riesig?
Das einzige Foto, auf dem auch Prabhav und Shireen mit drauf sind (das Paar links von uns)

Mit den dreien erleben wir, wie es der oberen Mittelklasse in Indien geht: es geht ihnen ziemlich gut! Wir trinken Cocktails in einer schicken Bar mit Dachterrasse und Blick in den Park, dazu bestellt Prabhav kleine Snacks und lädt uns ein – diese Preise sind wir nicht gewohnt! Wir schlendern über das Gelände mit den alten Universitätsgebäuden und Prabhavs Kumpel erzählt uns etwas zur Geschichte der Stadt. Alles hier ist so grün und wir können gar nicht glauben, dass das die derzeit dreckigste Stadt der Welt ist. Von Smog sehen wir eigentlich während der ganzen Zeit nur wenig.

Am nächsten Tag schlendern wir zum India Gate, wo massenweise Schulkinder und Familien zum Picknick kommen, hier Sonnenbrillen und Popcorn kaufen. Die Stimmung ist ausgelassen und entspannt.

In der Nähe (also 20 Minuten mit dem Auto) befindet sich einer der größten Sikh-Tempel Indiens. Die Sikhs haben im 16. Jahrhundert ihre eigene Religion gegründet und sich von Islam und Hinduismus distanziert. Es gibt keine Kasten und den Armen wird in ihren Tempeln immer Essen angeboten.

Warum ist New Delhi so riesig?

Fotos sind streng verboten, aber von außen kann man ganz gut sehen, was da an einem Sonntag so los ist. Man muss seine Schuhe an der Rezeption abgeben, die von einer großen Gruppe Freiwilliger verwaltet wird. Barfuß geht es durch ein nasses Becken zur Reinigung und dann müssen wir uns alle die Köpfe mit Tüchern bedecken. Über die Lautsprecher hört man im gesamten Komplex, was gepredigt wird, und im Innenraum ist alles aus massivem Gold!

Nach der tiefen Verneigung auf Knien gehen wir noch zu dem Becken, was voller heiligem Wasser ist. Ein paar Leute baden darin, der Rest dreht eine Runde rundherum. Freiwillige halten Schilder hoch, auf denen steht, man solle leise sein und tatsächlich ist es für indische Verhältnisse und die Menge an Menschen sehr ruhig hier. Am Ausgang bekommen alle eine Hand voll Halva, ein süßer Brei, der fettig über die Finger in den Mund gleitet. Zum Abschluss Hände waschen, Schuhe holen und ins Auto in der tempeleigenen Tiefgarage steigen.

Das Wochenende verbringen wir mit Prabhav und Shireen, die ab Montag dann aber in Vollzeit und abends noch ganz schön lange arbeiten müssen. In der Regel frühstücken wir zusammen und alle gehen dann ihrer Wege. Wir fahren mit der Metro nach New Delhi und kaufen Souvenirs und Geschenke und bereiten langsam die Heimreise vor.

An unserem vorletzten Tag allerdings gönnen wir es uns noch einmal! Wir machen eine Food Tour mit und fahren mit der Metro in New Delhis Altstadt und zur roten Festung. Von dort aus laufen wir mit unserer netten Führerin Akanksha durch die kleinen Gassen, wo immer Markt ist und traditionsreiche Läden seit jeher ihre Waren von Schmuck bis Gewürze verkaufen. Immer wieder machen wir Halt, um eine weitere vegetarische Köstlichkeit zu probieren. Von süß, scharf, salzig bis fettig ist alles dabei!

Warum ist New Delhi so riesig?

Wir sind eigentlich schon kugelrund als wir uns in ein Tuk-Tuk setzen und zusammen in den muslimischen Teil der Altstadt fahren. Rund um die Jama Masjid Moschee ist alles noch einmal ganz anders: Frauen in Burka und Männer mit dem Kufi auf dem Kopf. Hier ist das Schlaraffenland für Fleischesser! Es gibt Kebaps, die ein Mann auf der Straße über offenem Feuer grillt, frittiertes Hühnchen, Hühnchen mit ganz viel Butter und zum Schluss noch Biryani, den duftenden Gewürzreis. Wir sind endgültig vollgegessen und glücklich, aber Kulfi zum Schluss geht noch!

Warum ist New Delhi so riesig?

Wir verabschieden uns von Akanksha und ich lasse mir zum Abschied ein Mehendi auf die rechte Hand malen. Ein Junge sitzt am Straßenrand und auf dem Hocker sitze ich 20 Minuten und schaue fasziniert zu, wie er die Hennapaste freihändig in wunderschönen Mustern auf meine Hand malt. Mein schönstes Souvenir nur für mich!

Wir steigen in die Bahn zurück und verabschieden uns von New Delhi quasi. Morgen Nachmittag gehen unsere Flüge und wir sind ziemlich aufgeregt und nervös!

Somit endet nun unsere Reise durch das wunderschöne Indien mit all seinen Farben, dem tollen Essen, den netten Leuten. Hierher möchten wir wirklich gern noch einmal zurück!

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