Die pinke Stadt Jaipur

Für unsere letzte Nachtfahrt mit dem Zug gönnen wir uns mal was! Statt der Sleeper-Klasse, die wir sonst immer buchen, weil sie am günstigsten ist, entscheiden wir uns dieses Mal für AC 3 Tier, eine Klasse darüber. Die Fenster sind komplett verschlossen und es kommt kein Fahrtwind herein und selbst wenn es kalt wäre, hier liegen auf den Betten Decken und Kissen bereit.

Eingekuschelt und glücklich schlafen wir in Richtung Jaipur und ignorieren, dass eine Familie ab halb 5 laut unter uns quatscht und ihre Koffer sortiert.

In Jaipur haben wir ein schönes Hostel gebucht und befinden uns nach einem kurzen Spaziergang vom Bahnhof in einem der schönsten aber auch teuersten Zimmer unserer Reise. Das Hostel hat neben Privatzimmern auch Schlafsäle, weshalb es relativ einfach ist, Leute kennenzulernen.

Direkt am ersten Abend machen wir eine Besichtigung mit, die vom Hostel organisiert wird und fahren in die pinke Altstadt. Der Guide ist zwar nicht so richtig kompetent und Leo verdreht die Augen, aber die Gruppe ist nett und wir kommen an den wichtigsten Sehenswürdigkeiten der Stadt vorbei.

Die pinke Stadt Jaipur

Die Häuser der Altstadt innerhalb der Stadtmauern sind entlang der Hauptstraßen in “pink” angestrichen, was historisch gewachsen und von der Regierung gefördert wird. Ich hatte mehr pink erwartet, aber das einheitliche Bild ist sehr beeindruckend! Wir schlendern vorbei an Tempeln, wo die Leute Glocken läuten und Süßigkeiten darbieten, über den bridal market, wo man die beeindruckendsten Sarees für besondere Anlässe kaufen kann (siehe Titelbild), betrachten die imposanten Gebäude des Stadtpalasts und sehen das wunderschöne Albert Hall Museum, was nachts wunderschön beleuchtet ist.

Den City Palast schauen wir uns am nächsten Tag von innen an und der Audio Guide führt uns durch die Gebäude mit Kunst-, Fotografie- und Textilausstellungen. Besonders imposant wird es, sobald wir uns den privaten Gebäuden der königlichen Familie nähern: imposante Türen, wunderschöne Türmchen und der grandiose Thronsaal. Anhand der kleinen Flagge können wir sehen, dass die königliche Familie im Palast ist.

Während die Touris und Schulklassen durch die Höfe laufen, wird eine Hochzeit vorbereitet. Wer hier heiratet, hat Geld, das sage ich euch! Es ist wirklich erstaunlich, wie viele Leute das riesige Buffet aufbauen, den Pavillon für die Zeremonie komplett mit Blumen auskleiden und die Tische für die Entspannungsecke mit goldener Farbe besprühen: indische Hochzeiten und vor allem die von reichen Leuten, sind schon ein wahres Spektakel.

 

Unser Highlight unserer Zeit hier ist unser Besuch in einem 5-Sterne Hotel. Kalyan, ein Amerikaner aus unserem Hostel, erzählt uns, dass es hier viele alte Paläste gibt, die in hochwertige Hotels umgewandelt wurden und er habe Lust, sich das aus der Nähe anzusehen und in der Hotelbar etwas zu trinken und Leute zu beobachten. Wir sind dabei! Wir haben schließlich nicht mehr viel Zeit in Indien und das ist mal was Neues! Eine Nacht im Taj Rambagh Palace kostet übrigens 600€ (!).

Wir steigen aus dem Tuk-Tuk aus und sehen wie die Straße runter Leute im Licht von großen tragbaren Kronleuchtern und zu dem Sound von Trommeln tanzen. Ein Bräutigam ist auf dem Weg zu seiner Hochzeit! Er trägt einen prächtigen Turban, genau wie sämtliche andere männliche Gäste. Wir sind begeistert, nähern uns und machen Fotos, bis uns jemand von der Familie des Bräutigams heranwinkt und uns erklärt, dass wir gern hereingehen sollen und Fotos machen.

Was für eine Ehre! Es geht durch einen mit Blumen verzierten Pavillon, entlang einer Reihe von Kellnern mit safrangelben Turbanen und Tabletts mit Getränken in den Hochzeitsgarten, eine Location extra für Hochzeiten. Das Gelände ist riesig und die Dekoration erinnert an hinduistische Tempel mit den ikonischen Säulen und ganzen Gebäuden über der riesigen, glitzernden Bühne. Während der Bräutigam draußen noch tanzt sind drinnen schon einige Gäste am essen.

Die pinke Stadt Jaipur

An endlos langen Tischen mit unzähligen Kochstationen gibt es erst Snacks in der “spicy corner”, dann kann man Frauen und Männern bei der Zubereitung der vielen, vielen Brotsorten von Chapathi bis Roti zusehen. Sie sitzen auf dem Boden und backen das Brot über dem offenen Feuer! Danach folgen die vegetarischen Hauptspeisen mit einem Koch pro Topf, die das Essen vor unseren Augen frisch zubereiten. Am Schluss folgt eine Station mit den erlesensten Süßigkeiten Rajasthans und eine Säfte- und Mocktails-Station!

Wir sind total baff und auch Kalyan, der indische Eltern hat und schon auf einigen indischen Hochzeiten war, steht mit offenem Mund mittendrin. Keiner stört sich so richtig an uns, aber wir fühlen uns ein bisschen wie Eindringlinge und definitiv nicht dem Anlass entsprechend gekleidet.

Ein Herr der Familie der Braut lädt uns dann zum Essen ein. Ein Angestellter sieht unsere verlorenen Blicke und führt uns durch die Köstlichkeiten und erklärt uns, was wir da gerade essen: von Paneer-Erbsen-Curry bis Butterorangen und Pistazienecken ist alles dabei und es ist köstlich! Wir sind im Schlaraffenland und der Angestellte, sein Name ist H K Tak, ist wirklich sehr, sehr nett. Wir müssen ihn überzeugen, dass wir satt und glücklich sind, damit er uns nicht immer wieder neue Teller mit Essen bringt.

Der krönende Abschluss unseres Hochzeits-Crashs ist die Ankunft der Braut, die mit ihren Eltern unter einem kleinen Baldachin mit Feuerwerk und Fontänen an den Bräutigam “übergeben” wird. Alle tanzen und das Brautpaar sieht wirklich wunderschön aus! Das war wirklich eine Hochzeit vom Feinsten!

Beseelt laufen wir zum Taj Rambagh Palace und tauchen weiter in die Welt der Reichen ein! In der Lobby riecht es nach frischen Blumen, der Innenhof ist mit prächtigen Brunnen ausgestattet und wir laufen an extravagant und auch seltsam gekleideten Gästen vorbei. In der Hotelbar trinken wir einen Cocktail auf uns und den schönen Arbeit. Ein Cocktail hier kostet 10€, da haben wir uns mehr vorgestellt.

Nach diesem Abenteuer fallen wir ins Bett. H K Tak ruft uns am nächsten Tag an und lädt uns zu einer Hochzeit am Samstag ein, aber Delhi ruft und wir müssen weiter. Schade eigentlich! Indische Hochzeiten sind schon etwas Besonderes!

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