211 Tage in Asien

Liebe Freunde, liebe Familie!

Unsere Reise neigt sich dem Ende zu und ich möchte gern auch dieses Mal einen kleinen Rückblick auf unsere Zeit in Asien geben: 211 Tage in gefühlt 1.000 verschiedenen Kulturen, an Orten, von denen ich zuvor noch nie gehört habe, mit Menschen, die wir lieben gelernt haben!

Asien ist so ganz anders als Lateinamerika, so ganz anders als zu Hause und die Zeit, die wir östlich von euch verbringen durften, wird uns auf ewig im Gedächtnis bleiben.

Hier seht ihr, wo wir in den letzten Monaten am längsten waren, wieder in einem wunderschönen Diagramm:

211 Tage in Asien

Nachdem wir in Lateinamerika in den verschiedenen Ländern so lange bleiben konnten, wie wir wollten, mussten wir uns in Asien nach den Visumsbestimmungen richten, weshalb wir meist etwa einen Monat pro Land ausgenutzt haben.

Von 211 Nächten haben wir nur 15 Nächte auf der Straße verbracht, davon aber ganze 11 in Zügen. Wir sind in Asien nur ein einziges Mal geflogen, nämlich von Peking nach Hanoi, weil wir sonst kein chinesisches Visum bekommen hätten. Darauf sind wir ziemlich stolz und natürlich hat das unsere Reiseroute und die Art zu reisen bestimmt.

Zugfahren war, wenn immer möglich, unsere erste Wahl! In China ist Zugfahren eine Wohltat! Die Züge sind schnell, komfortabel und pünktlich. Die Züge in Vietnam, die auf der Route von Hanoi nach Ho Chi Minh City verkehren, sind ziemlich klapprig und langsam, aber gemütlich. In Kambodscha und Laos haben wir unsere zugfreien und abenteuerlichsten Transportgeschichten erlebt mit kaputten Minivans, komischen Umwegen, überfüllten Booten und stundenlangen Verspätungen. In Myanmar konnten wir wieder in die langsamen und gemütlichen Züge einsteigen und in Indien ist Zugfahren sozusagen ein Muss, weil es so sehr in der Kultur verwurzelt ist.

Ansonsten haben wir unsere Nächte in den möglichst günstigsten Hostels, Home Stays und Hotels verbracht.

Die teuersten Unterkünfte hatten wir definitiv in China, die Günstigsten in Vietnam und Indien. Wir haben unser Tagesbudget ab Vietnam beinahe halbieren können, weil die Lebenshaltungskosten auf Reisen in Südostasien und Indien so viel günstiger sind. Am Ende sind wir sehr zufrieden mit unseren Ausgaben und haben noch Geld für die Eingewöhnungszeit zu Hause und den Umzug nach Spanien übrig.

Nachdem es in China eigentlich keine Cafés und Bars gibt, war es wunderschön, ab Vietnam ohne Nachzudenken einen Kaffee trinken gehen zu können. In Lateinamerika haben wir uns das aufgrund der Preise eher zweimal überlegt. Gekocht haben wir eigentlich nie. Wir hatten eine Küche in Quy Nonh in Vietnam und natürlich eine in Chiang Mai, wo wir unsere längste Reisepause eingelegt haben, und das wars auch schon! Ansonsten gab es jeden Tag Streetfood, günstiges Restaurantessen und nach Möglichkeit Frühstück im Hostel. Wir haben letztens die Bilder aus Argentinien angesehen und festgestellt, dass Leo trotzdem abgenommen hat. Asiatisches Essen ist leichter, es gibt mehr Suppen und Gemüse. Erst seit Indien gibt es wieder Brot und viel frittiertes Essen in den Restaurants.
Vegetarisch zu leben war in Asien manchmal schwierig. Vor allem in China gibt es dafür überhaupt keine Kultur. In eher buddhistischen Ländern habe ich leckere Alternativen entdeckt und in Myanmar gab es ab und an gute und günstige Optionen für mich. Uneingeschränkte kulinarische Königin ist Indien, ob nun vegetarisch oder nicht, ob feines Restaurant oder „Hole in the Wall“, hier isst man einfach gut!

Während sich in Lateinamerika alle Länder in Kultur und Religion irgendwie ähneln, hatten wir hier nun die volle Bandbreite an verschiedenen Lebensformen. Der Taoismus und die Verehrung von Kriegern in China, der Buddhismus in Vietnam, Kambodscha, Laos, Thailand und Myanmar mit orange gekleideten Mönchen, Einfachheit und imposanten Templen bis hin zum Hinduismus in Indien mit seinen tausenden von Göttern, Legenden und heiligen Flüssen.

Asien ist bunt und vielfältig und eigentlich kann ich das alles gar nicht so gut in einem Eintrag zusammenfassen. Nach jeder Grenze hat sich für uns jedes Mal eine neue Welt aufgetan.

Wir haben großartige Natur erlebt: ob nun die Reisterrassen und die Avatar Mountains in China, die Halong Bucht und die Strände von Vietnam, der Pfeffer und der Mekong in Kambodscha, das immergrüne Laos, die Berge in Myanmar, die Wurzelbrücken oder die Thar Wüste in Indien. Alles Orte, die uns berührt haben, die wir in unser Herz geschlossen und nun mit nach Hause nehmen. Wir waren in Städten, zu denen wir am liebsten zurückreisen möchten: Wir lieben das schicke und vielseitige Hong Kong, das alte Shanghai, Hanoi mit seinen kleinen Stühlchen am Straßenrand, Battambang, was ganz im Zeichen des Buddhismus steht, das französische Vientiane und das wunderschöne Luang Prabang. Wir lieben Chiang Mai dafür, dass es unser Zuhause war und uns die nötige Ruhe geschenkt hat. Yangon mit seinem indischen Einfluss oder Monywa, wo die Menschen uns immerzu angelächelt haben haben uns in Myanmar begeistert. Und wer nach Indien reist, darf Varanasi und Kalkutta nicht auslassen – was für ein Chaos und was für eine Ruhe gleichzeitig!

HInzu kommen natürlich die großartigen historischen Bauten Asiens wie Angkor Wat, die Chinesische Mauer oder das Taj Mahal, die einen wirklich an Wunder glauben lassen!

Hier sind wir an Grenzen gestoßen und hatten mehrfach kleine Kulturschocks, wenn wir in besonders armen Gegenden unterwegs waren. Jedes Mal waren wir uns bewusst, welches Privileg wir haben, dass wir hier reisen dürfen und in Europa geboren sind, wo wir keinen Krieg kennenlernen mussten und keine wirkliche Armut kennen.

Hier zu reisen hat uns bereichert und sehr glücklich gemacht! Ich habe gelernt, was Schönheit ist. Nicht nur die Schönheit der Orte, sondern die Schönheit der Menschen. Menschen in traditioneller Kleidung, in allen Hautfarben und mit allen Gesichts- und Augenformen. Die Welt ist so divers und wunderschön, das ist vielernorts leider einfach unterrepräsentiert und ich bin dankbar, dass ich diese Schönheit sehen durfte!

Die Menschen haben uns besser gemacht und vor allem unsere Freundin Chin Yun hat unser Abenteuer durch Südostasien ein ganzes Stück großartiger werden lassen! Geteilte Freude ist doppelte Freude und wir durften so viel von ihr lernen und mit ihr erleben, dass sie uns ziemlich fehlt, seitdem wir uns in Myanmar von ihr getrennt haben. Sie ist mittlerweile bei Familie und Hund zurück in Taiwan und wir hoffen auf ein baldiges Wiedersehen!

Dank Couchsurfing, den diversen Hostels und Airbnb haben wir auch andere tolle Menschen kennengelernt, die genau wie wir die Welt bereisen, die uns ihre Stadt zeigen wollten oder die ausgewandert sind und ein Leben als digitale Nomaden führen. Diese Welt ist so bunt und so schön, es ist eine Pracht!

Das ein oder andere Mal sind wir auch an unsere Grenzen gestoßen und haben unsere Vorstellungen über Bord geworfen. Wer in China in eine Metro einsteigen will, muss die Ellenbogen ausfahren. Wer in Vietnam eine Straße überqueren will, muss einfach gehen. Wer in Indien von A nach B möchte, muss insistieren, feilschen und darf nicht sanftmütig sein. In vielen Kulturen der Länder, die wir besucht haben, wird man ohne Entschuldigung angerempelt, Menschen drängeln sich vor, im Nachtzug erklingen in voller Lautstärke traditionelle Lieder und man wird angestarrt wie ein Alien. Ich weiß gar nicht, wie ich mich fühlen soll, wenn ich in Deutschland aus dem Flieger steige und mich niemand mehr beachtet bzw. ein Foto mit mir möchte…

Wir sind an all diesen Herausforderungen gewachsen und sind zusammengewachsen. Wir haben alles gemeinsam unternommen, alles gemeinsam gemeistert und trotzdem haben wir uns noch nicht satt. Diese Reise war die härteste Probe und das größte Glück für uns als Paar und wir sind stolz darauf, dass wir das so gut hinbekommen haben. Das alles zu teilen, macht uns unheimlich glücklich und wir sind nun für alle Eventualitäten, die das Leben für uns bereit hält, gewappnet.

Danke Asien für die vielen Überraschungen, die großartigen, geteilten Momente, wunderbares und auch seltsames Essen, für die Momente des Staunens und Wunderns, für Tuk-Tuks und Züge, für die Momente des Glücks und der Trauer darüber, dass das Visum mal wieder abläuft und wir ins nächste Land müssen, was uns wiederum in den Bann gezogen hat.
Danke für deine Menschen, für die vielen Begegnungen und die vielen gemeinsamen Lachen. Über Englischbrocken, Selfies und Kleidung. Danke, danke, danke!

Ihr Lieben, dies ist nun einer der letzten Einträge in unserem Blog, denn übermorgen steigen wir beide in unsere respektiven Flieger. Leo fliegt zu seiner Familie nach Spanien und ich fliege zu meiner nach Deutschland. Wir werden drei Wochen getrennt sein, bevor wir eine Tour durch Deutschland machen und im April ein neues Leben in Santiago de Compostela in Spanien beginnen.

Viele von euch fragen uns, wie wir uns so kurz vor Ende der Reise fühlen und ob wir melancholisch sind oder traurig und ganz ehrlich? Wir kapieren gar nichts! Wir sind so drinnen im von Stadt zu Stadt reisen, im Rucksackpacken und aufbrechen, im in fremden Betten schlafen und herumlaufen und entdecken, dass wir bewusst nicht verstehen, dass der nächste Flug zurück nach Hause geht und wir dort erst einmal bleiben. Wir sind müde und haben zu Hause so sehr vermisst, dass es Zeit ist und wir es kaum erwarten können in Weihnachtsstimmung zu kommen und euch alle wiederzusehen.

Aber Leute! Eines sei euch zum Schluss gesagt: Die Reise ist hier noch nicht zu Ende! Es geht gerade erst los!

One Thought to “211 Tage in Asien”

  1. Chris und Matu

    Viele Dank ihr zwei für das teilen eurer schönen Erlebnisse, Bilder und Eindrücke. War ein tolles Abenteuer das mich immer wieder ins Staunen gebracht hat. Wow.

    Auf bald. 🙂

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